So sieht Realität aus.
Hätte Trump die Ampel gerettet? In Deutschland zerbricht eine Regierung und in den USA wird klar: Die Kombination aus McDonald's, Müllmann und Musk war ein ziemlich guter Move.
Liebe Leserinnen und Leser,
Die Realität kann hart sein. Sie ist allerdings leichter auszuhalten, wenn man sich mit ihr befasst – und zwar bevor sie eintrifft. Vielen Menschen ist das vor der Wahl von Donald Trump zum 47. Präsidenten der USA nicht gelungen. Sie wollten die Realität nicht sehen. Ich kann gut verstehen, dass Menschen ihre Hoffnungen oftmals auf die Realität projizieren. Umso schmerzhafter ist es, wenn die Wahrheit dann ganz anders aussieht.
Zwei kurze Gedanken möchte ich heute loswerden, die mit dem Thema Realität zusammenhängen: warum wir in Deutschland ein veraltetes Bild der USA haben + die Rollen, die Taylor Swift und Elon Musk im Wahlkampf gespielt haben und warum Letzterer so entscheidend für Trump war.
Ich wünsche euch einen guten Start in den Tag und lege euch zum Schmunzeln diesen Artikel von Politico von Ende Oktober ans Herz, der die Überschrift trägt: „Ein Sieg von Trump könnte Deutschlands angeschlagene Koalition retten.“
Philipp Sandmann
Über Wahrnehmung und Wahrheit
Die USA haben Donald Trump schon wieder zum Präsidenten gewählt und dieses Mal haben sie auch noch ein fettes Ausrufezeichen dahinter gesetzt. Während die Demokraten mit Joe Biden im Jahr 2020 noch mit 7 Millionen Stimmen beim „popular vote“ vorne lagen, so sieht es ganz danach aus, dass Trump im Jahr 2024 auch in absoluten Zahlen gewonnen hat.
Aus Deutschland habe ich den vergangenen Tagen vor allem eine Frage gestellt bekommen: wie kann das eigentlich sein? Meine Antwort: Wir haben ein veraltetes Bild der USA. Und vielleicht waren die USA auch nie so, wie wir immer dachten, dass sie sein sollten.
Der konservative und Trump-unterstützende Satiriker Konstantin Kisin erklärt es so: „Amerikaner lieben ihr Land und sie wollen, dass es das beste Land der Welt ist. (…) Die Amerikaner lieben Stärke. Sie lieben es, zu gewinnen. Und ein Anführer, der das anspricht, der hat einen automatischen Vorteil.“
Die New York Times veröffentlichte gestern einen Kommentar mit der Überschrift: „Stop Pretending Trump Is Not Who We Are“ (Hört auf so zu tun, als ob Trump nicht für das steht, wer wir sind). Letztlich haben Kisin und die New York Times die gleiche Botschaft: Die USA stehen für Trump und Trump steht für die USA. Vielleicht wird uns das in Deutschland erst jetzt bewusst.
Musk vs. Swift – Game, Set and Match
Und dann müssen wir noch die Celebrities erwähnen, die in den Wahlkämpfen von Trump und Harris so große Rollen gespielt haben. Elon Musk twitterte auf seinem Portal „X“ schon früh am Abend: „Game, Set and Match.“ Seine große Wette auf Trump war aufgegangen.
Sind wir mal ehrlich: Rechnet man die Verrücktheit bei Musk raus, dann bleibt ein verdammt guter Geschäftsmann, der wie kaum ein anderer für Innovation und Unternehmertum steht.
Musk ist Erfinder einer der erfolgreichsten Automarken der Welt, Musk hat der Welt vor ein paar Wochen gezeigt, dass man Raketen auch rückwärts einparken kann. Und letztlich hat Musk ganz sicher auch neue Wählergruppen für Trump erschließen können. Die Kombination aus McDonald’s-Mitarbeiter, Müllmann und Musk: auch das hat Donald Trump die Wahl gewonnen.
Taylor Swift hingegen ist eine erfolgreiche Sängerin. Aber konnte sie für Harris wirklich die Menschen an die Urne bewegen, die die Vizepräsidentin so dringend gebraucht hätte? Anscheinend nicht. Vielleicht lernen die Demokraten etwas aus ihren gravierenden Wahlkampf-Fehlern.
Nun folgen vier Jahre Trump. Mindestens. Mehr dazu in meinem nächsten Newsletter am Montag.