Junge Menschen müssen eine kluge Antwort auf Trump geben!
Auch bei der jungen Generation war Donald Trump erfolgreich. Es braucht eine Gegenreaktion. Die sollte allerdings alles andere als radikal sein.

Liebe Leserinnen und Leser,
auch junge Menschen haben bei der US-Wahl vermehrt für Donald Trump gestimmt. In fast allen Swing States musste Kamala Harris im Vergleich zur Wahl im Jahr 2020 Verluste hinnehmen. Vor allem in den sogenannten “Blue Wall States” kehrten junge Wählerinnen und Wähler den Demokraten den Rücken zu und stimmten für Donald Trump.
Es soll in diesem Newsletter aber nicht um die Fehlersuche bei den Demokraten gehen (das ist den vergangenen Wochen schon zur Genüge geschehen), sondern vielmehr um einen Blick nach vorne und einen Vergleich zur Lage in Deutschland.
Die Kernfrage, die ich in meiner heutigen Analyse stellen will: Welche Antwort sollte die junge Generation auf Donald Trump geben? Und, welche Fehler haben junge demokratische Bewegungen in der Vergangenheit gemacht? Dazu habe ich ein Gespräch mit meinem Bruder Paul geführt, der 18 Jahre alt ist. Seine Ausführungen zu seinen Erfahrungen mit Fridays for Future könnt ihr weiter unten lesen.
Für die nächsten Wochen bereite ich zudem Themen vor, die euch hoffentlich interessieren werden. U.a. wird um es das Phänomen der “Tradwives” gehen und warum dieser Trend etwas mit Donald Trump zutun hat. Es wird auch um die Frage gehen, wie die US-Amerikaner die wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland bewerten und was sie ganz generell über uns Deutsche denken. Und es wird auch um das Leben hier in den USA gehen und die Frage, wie sich das Land auf sein nächstes politisches Kapitel vorbereitet.
Wenn ihr meine Arbeit unterstützen wollt, dann könnt ihr das hier tun. Und natürlich freue ich mich auch, wenn ihr den Newsletter an Menschen weiterschickt, die sich für diese Themen interessieren.
Ich wünsche euch allen einen schönen Sonntagmorgen!
Philipp Sandmann
Die Antwort auf Trump
Im Prinzip ist Politik in den USA wie ein Pendel: Schwingt es bei einer Wahl zu den Republikanern, dann kommt es bei der nächsten oft zurück zu den Demokraten. Allerdings ist dieses Pendel in den vergangenen Jahren etwas außer Kontrolle geraten. Die Gegenreaktionen auf die jeweils andere Seite werden immer radikaler. Das Rezept ist einfach: Macht die eine Seite einen kontroversen Punkt, dann muss die andere Seite mindestens doppelt so krass reagieren.
Das hat mitunter zu wirklich eigenartiger Politik geführt, die wenig bis gar nichts mehr mit der Lebensrealität vieler Menschen zutun hat. Und genau hier müssen sich auch junge Menschen und junge demokratische Bewegungen fragen, ob sie noch die richtigen Akzente setzen, oder ob sie mittlerweile Politik für eine so kleine Gruppe machen, das sie in Zukunft immer mehr an Relevanz verlieren.
Die Kunst der guten Diskussion
Wenn es also eine Antwort auf die Politik von Donald Trump geben soll, und womöglich auch eine Antwort auf die Politik populistischer Parteien in Deutschland, dann müssen sich junge Menschen fragen: Wie können wir in Zukunft eine gewisse Breite der Gesellschaft für unsere Themen gewinnen? Der Schlüssel liegt auch in der Fähigkeit, Debatten nicht nur zuzulassen, sondern sie auch aktiv zu fordern und zu fördern.
“I don't have to agree with you to like you or respect you.”
Der großartige philosophische Koch Anthony Bourdain (verstorben 2018) sagte: “I don't have to agree with you to like you or respect you.” Ein kluger Satz. Er beinhaltet nämlich die Lust an der guten Diskussion, die Offenheit gegenüber anderen Haltungen und vor allem die Gabe, zwischen Person und Meinung trennen zu können.
Stattdessen höre ich leider viel zu oft, auch an meiner Universität, Sätze wie: Wenn du bei einem bestimmten Thema nicht die gleiche Meinung hast wie ich, dann kann ich nicht dein Freund sein. Das ist nicht nur schade, sondern es ist schädlich und demokratiezersetzend. Mich stimmen solche Aussagen besorgt über die Diskussionsfähigkeit junger Menschen.
Die Generation Greta
Damit wir uns klar verstehen: Ich finde junge Menschen großartig und ich respektiere ihren Willen und ihre Fähigkeit, etwas zu bewegen und zu verändern. Auch die Generation Greta hat viel mehr erreicht, als wir vielleicht gerade erahnen können. Sie hat das Thema Klimaschutz auf die Agenda gebracht, sie hat Politikerinnen und Politiker vor sich hergetrieben und sie hat es geschafft, dass sich etwas in den Köpfen der Menschen verändert.
Deswegen nerven mich auch Sätze wie dieser von TV-Legende Harald Schmidt, der vor einiger Zeit sagte:
„Wir sind 21 Millionen Rentner, 12 Millionen Boomer, gegen uns läuft nichts. Was unsereins sich bieten lassen muss von dieser verängstigten Jugend, die ganz trübe in die Zukunft schaut und nur Ängste hat.“
So ein Satz ist leicht zu sagen für einen Rentner, der sein Geld u.a. damit verdiente, im deutschen Fernsehen Fahrpläne aus Nürtingen auf Schwäbisch vorzulesen (zugegeben, das war schon sehr lustig). Aber natürlich hat die junge Generation Sorgen und Ängste, weil sie sieht, was auf der Welt vor sich geht. Mich lässt das auch nicht kalt. Wer das nicht respektieren oder zumindest einordnen kann, der ist schlichtweg arrogant oder ignorant.
Allerdings haben Bewegungen wie Fridays for Future auch Fehler gemacht. Und genau darüber habe ich mit meinem Bruder Paul gesprochen, der im September 18 Jahre alt geworden ist. Er sagte mir Folgendes:
“Mit 14 habe ich bei meiner ersten Teilnahme an einer FFF-Demonstration gemerkt, dass das sensible Thema des Klimaschutzes von vielen Teilnehmern als Plattform für links-außen Ideologien verwendet wurde.
Beispielsweise gab es Plakate, die eine kommunistische Gesellschaft unter dem Logo der Linken (Partei) als Lösung für den Klimaschutz vorschlugen. Im Zuge einer Rede auf der Hauptbühne wurden anwesende Polizisten beleidigt, ohne dass es inhaltlich eine erkennbare Verbindung zum Klimaschutz gegeben hätte. Teilnehmer der Demo kletterten an Laternen hoch, um AfD-Wahlplakate herunter zu reißen.
Diese Art der Umsetzung macht die Organisation schlicht unsympathisch.
Die erklärten Ziele dieser und vergleichbarer Bewegungen sind richtig und ihre Umsetzung ist essentiell für unsere Zukunft, doch leider sind sie in den Köpfen vieler Menschen meiner Generation zu eng mit den (äußerst merkwürdigen) Führungspersönlichkeiten von FFF, Grüne Jugend, etc. verwachsen.
Auf den Punkt gebracht: wenige Leute möchten sich mit diesen Menschen assoziieren.
Das bedeutet leider oft, dass man sich - bewusst oder unbewusst - auch von der Ideologie distanziert, die sich rein auf Klimaschutz bezieht.”
Wie geht es jetzt weiter?
Wir als Gesellschaft müssen jedenfalls verhindern, dass wir uns zunehmend auseinander dividieren. Mann gegen Frau, Jung gegen Alt, Grün gegen Konservativ.
Dafür muss die junge Generation eine Antwort auf Menschen wie Donald Trump geben. Die Antwort muss lauten: Wir werden nicht noch radikaler, sondern wir sind die, die mit Verstand, Wissen und einer gewissen Coolness reagieren. Denn für solche Bewegungen lassen sich mehr Menschen begeistern und - viel wichtiger - es lassen sich Menschen aus ganz verschiedenen Gruppen der Gesellschaft begeistern. Im Grunde genommen ist das die moderne Version einer sogenannten “Volkspartei.”
Das heißt nicht, dass diese Bewegungen nicht auch entschieden und für ganz unterschiedliche Ideen einstehen, also nicht alles der gleiche Brei ist, es heißt aber vielmehr, dass sie nicht gleich jeden rauswerfen oder gar nicht erst reinlassen, weil sie im Kern viel zu engstirnig denken.
Die Antwort auf Trump, das ist die neue Aufgabe junger Menschen und diese Aufgabe ist groß. Es wäre schön, wenn es eine kluge Antwort gibt.